Der eine ist befreiend, schnell, intuitiv und überraschend, der andere einschränkend, langsam, strukturierend und konservativ, doch beide regieren das Sternzeichen Wassermann. Uranus, der 1781 während des Unabhängigkeitskrieges der Vereinigten Staaten und acht Jahre vor der Französischen Revolution (mit all den daraus resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen) entdeckt wurde, nahm den Platz von Saturn ein, dem früheren Herrscher des Wassermanns in der klassischen Astrologie. Vielleicht ist dies die Rache von Uranos, der in der griechischen Mythologie von seinem Sohn Kronos (der griechische Name für Saturn) entthront wurde? Tatsächlich war Kronos/Saturn mit seinen Brüdern und Schwestern, den Titanen, im Bauch seiner Mutter Gaia eingeschlossen.
Ihr Vater Uranos hatte Angst vor seinen Geschöpfen, denn bereits zuvor hatte er Zyklopen und Riesen gezeugt, die schließlich gefährlich wurden und die er in die Unterwelt sperren musste. Er beschloss also, dass seine neuen Kreaturen im Mutterleib bleiben sollten und verhinderte mit seinem Geschlechtsteil, dass sie herauskamen. Gaya, die ihre Kinder gebären wollte, gab Kronos/Saturn eine Sichel, mit der er seinem Vater Uranos das Geschlechtsteil abschnitt. Damit war der Weg frei für ihn und seine Brüder, die Titanen, die sich nun in der Welt manifestieren konnten. Es war also Saturn, der es ermöglichte, dass sich das, was sein Vater Uranos geschaffen hatte, in der Welt manifestierte. Leider missbrauchte auch Saturn schließlich seine Macht, indem er seine Kinder verschlang, aus Angst, selbst entthront zu werden. Glücklicherweise gelang es aber seinem Sohn Zeus/Jupiter, diesem traurigen Schicksal zu entkommen, seine Geschwister zu befreien und den Platz seines Vaters einzunehmen.
Eine erstaunliche Geschichte, die sich wiederholt und uns zeigt, dass die Beziehungen zwischen Uranus, Saturn und Jupiter nicht so einfach sind. Sie halten einander gegenseitig im Zaum halten. Ohne Saturns Hilfe würden die Schöpfungen des Uranus, eingeschlossen im Mutterleib, unsichtbar bleiben oder so wie die Riesen und Zyklopen Schaden anrichten; und ohne Jupiters Mut und Vertrauen hätte Saturn seine Geschöpfe weiterhin aufgefressen.
Und wie sieht es im Moment aus?
Wir hatten am 21.12.2020 zur Sonnenwende die Konjunktion von Saturn und Jupiter auf 1°Wassermann (Zeichen des Uranus) erlebt. Seitdem hat Jupiter ihn überholt und die Führung übernommen. Er hat zwar neue Perspektiven eröffnet, aber Saturn hält hartnäckig an seiner Macht fest. Am 24.12.2021 wird Saturn zum dritten Mal in diesem Jahr ein Quadrat mit Uranus bilden. Bereits am 16. Februar standen sie zum ersten Mal im Quadrat. Dann am 15. Juni nochmals mit einem rückläufigen Saturn, was einen leichten Vorteil für die befreienden Kräfte von Uranus während der Sommermonate bot. Am Weihnachtstag wird es jedoch genau umgekehrt sein. Uranus ist immer noch rückläufig und Saturn hat wieder seine ganze Kraft zurückgewonnen. Da er sich im Zeichen des Wassermanns befindet, kann man hoffen, dass er auch den uranischen, innovativen und visionären Kräften Ausdruck verleihen wird, um die neuen Formen und Strukturen hervorzubringen, die wir uns für das neue Zeitalter wünschen.
Natürlich brauchen wir hauptsächlich Liebe als die stärkste aller Kräfte, um diese neue Welt, diese neue Art zu leben hervorzubringen: ein vereintes Bewusstseins voller Liebe, Freude und Kreativität. Allerdings ist dieses Jahr Venus am Weihnachtstag nicht sehr romantisch. Sie steht mit Pluto im Steinbock exakt in Konjunktion und wird uns vor die Wahl stellen: Wollen wir weiterhin unsere materialistischen Werte und Ambitionen zu Machtzwecken missbrauchen oder unsere persönlichen Anhaftungen und Abhängigkeiten transformieren, hin zu einer universellen, von persönlichen Begierden befreiten Liebe, die uns zu den Gipfeln eines höheren Bewusstseins führen kann.
Die große Herausforderung im nächsten Jahr wird darin bestehen, all den neuen genialen Ideen, die jetzt überall auftauchen, konkrete und solide Formen zu verleihen. Wenn sie nur auf der Ebene kurzlebiger intuitiver Geistesblitze bleiben oder das Ego sich einmischt, um anarchisch oder autoritär davon zu profitieren, läuft Uranus erneut Gefahr, von Kronos/Saturn kastriert zu werden. Diesen Fall haben wir bereits bei der Gelbwesten-Bewegung in Frankreich gesehen, die uns 2018 mit ihrer Spontaneität und ihrer brüderlichen und universellen Ausrichtung begeistert hat. Hoffen wir, dass die aktuelle Protestbewegung sich diesmal mit mehr Bewusstsein und weniger Ego artikuliert.
Zu Weihnachten werden wir in das letzte Quadrat eines etwa 45-jährigen Zyklus eintreten, der 1988 begonnen hat. Dane Rudhyar beschreibt den Übergang in diese letzte Viertel als Bewusstseinskrise, in der festgestellt wird, wie sich die Samen, die bei der letzten Konjunktion gesät wurden, entwickelt haben, wie sie aufgeblüht oder verloren gegangen sind. So können die Konsequenzen gezogen werden, um Fehler zu beheben und den Rest des Zyklus zu vollenden.
Saturn und Uranus polarisieren die konservativen und fortschrittlichen Kräfte. Ihr Zyklus begleitet den Zusammenbruch autoritärer Regime, den Abbau von Barrieren zwischen den Völkern und die Entstehung innovativer Lösungen. Angesichts der schwierigen Lage, in der wir uns befinden, ist es von entscheidender Bedeutung, völlig neue Denkmuster zu schaffen und umzusetzen, und so die weitere Entwicklung unseres Planeten nicht mehr zu behindern. Saturn steht für Autorität, Struktur, Konsolidierung und Tradition, während Uranus den Gegenpol verkörpert: Kooperation, Revolution, Erfindergeist und Intuition. Wenn die Spannung zwischen den beiden am größten ist, weichen schließlich die herrschenden traditionellen Strukturen der Erneuerung und dem technischen Wandel. Diese Reformen gehen jedoch oft mit Umwälzungen und Revolten einher.
Die Saturn/Uranus Konjunktion von 1988 bildete sich in den letzten Graden des Schützen, gefolgt von einer Saturn/Neptun Konjunktion im Steinbock im darauffolgenden Jahr. Zwei mächtige Zyklen, die innerhalb eines Jahres ausgelöst wurden, wobei der Zyklus der Saturn/Neptun Konjunktion im Februar 2026 auf 1° Widder endet, wie ein Hoffnungsschimmer auf einen neuen spirituellen Frühling für die Menschheit. Die Konjunktion mit Uranus wird im Jahr 2032 am Ende des Zeichens Zwillinge stattfinden. Der Beginn dieser beiden Zyklen 1988/89 wurde vom Fall der Berliner Mauer begleitet, gefolgt vom Ende der Apartheid und der Freilassung von Nelson Mandela im Jahr 1990. Es wurden hoffnungsvolle Samen der Brüderlichkeit und des Menschseins gesät, aber der Zyklus wird auch von Wachstumskrisen und Erschütterungen unseres Planeten begleitet.
Das zunehmende Quadrat zwischen Saturn und Uranus bildete sich in den Zeichen Stier und Wassermann zwischen Juli 1999 und Mai 2000, dem Jahrtausendwechsel, begleitet vom großen kosmischen Kreuz und der Sonnenfinsternis im August 1999 sowie dem Erdbeben in der Türkei, bei dem 17 000 Menschen starben und 23 000 verletzt wurden. Wir waren bei der Opposition zwischen November 2008 und Juli 2010 auf der Achse Jungfrau-Fische angelangt, begleitet von der Subprime-Bankenkrise im Herbst 2008 und dem riesigen Erdbeben in Haiti im Januar 2010.
Und nun befinden wir uns wieder in einem Quadrat zwischen den Zeichen Stier und Wassermann. Doch diesmal haben die Planeten die Plätze getauscht. Sowohl der alte als auch der neue Herrscher des Wassermanns werden aufgefordert, das Szenario neu zu definieren und dabei die Werte des Wassermanns und des Stiers zu berücksichtigen, damit wir das lang ersehnte Neue Zeitalter verwirklichen können. Uranus im Stier wird die Veränderungen unseres Planeten auf wirtschaftlicher und umweltbezogener Ebene begleiten, unseren Bezug zum Geld, den Nahrungsmitteln und den Ressourcen der Natur, die uns ernährt, und Saturn im Wassermann kann uns zu einem humanistischeren, brüderlicheren und universelleren politischen Bewusstsein führen, anstatt uns in einen materialistischen Globalismus zu verstricken, der von Technokratie und künstlicher Intelligenz kontrolliert wird.
Alles wird davon abhängen, ob die Menschen auf unserem Planeten ein höheres Bewusstsein entwickeln werden, um die Spannung dieses Quadrats bestmöglich zu kanalisieren. Und wenn wir zögern, unser Bewusstsein auf eine spirituellere Ebene zu heben, werden uns die Erschütterungen, die durch die Wechselwirkung der beiden Planeten erzeugt werden, letztendlich auch dorthin führen.
O.M. Aivanhov hatte dies in den 1980er Jahren in seinem Buch: Der Wassermann und das Goldene Zeitalter vorhergesagt “Nichts kann die Ankunft der neuen Epoche des Goldenen Zeitalters aufhalten”.
Bleiben wir zuversichtlich und achten wir darauf, die beiden Regenten des Wassermanns (Saturn und Uranus) in uns selbst auszusöhnen, um mit ihren hellsten und uneigennützigsten Schwingungen in Resonanz zu treten.
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